Norwegen 2015 Teil 2
Mit dem Gespann bis Fjordnorwegen
5. Etappe, Geiranger und Briksdalsbreen
Tag 9, Weiterfahrt nach Stryn
Eigentlich wollten wir uns nach eineinhalb Wochen und den ganzen Besichtigungen einen ruhigen Tag machen. Durch die übersprungene Etappe waren wir ja auch einen Tag voraus. Nur bei Regen, schon früh am Morgen, macht das wenig Sinn. Und da der Wetterbericht auch für den Rest des Tages kaum Besserung versprach, entschieden wir uns kurzfristig zur nächsten Station weiterzufahren.
Um 10:15 Uhr hatten wir alles verstaut und brachen auf. Über die E136 ging es erstmal entlang des Romsdalsfjord. Kurz vor Sjøholt wechselten wir auf die Rv650 Richtung Liabygda um dort mit die Fähre nach Stranda übersetzen zu können und der Rv60 bis Grodås zu folgen. Von hier nutzten wir ein kurzes Stück die E39 bis zum Abzweig zur Rv15, auf der wir dann bis zu unserem Ziel, dem Campingplatz Strynsvatn, blieben. Die Rv60 ist zwischen Hellesylt und Hornindal teilweise sehr schmal und in einem schlechten Zustand.
Strynsvatn Camping
Gegen 14:15 Uhr standen wir vor der Rezeption. Da war gerade Mittagspause. Es gab jedoch einen Hinweis, dass man sich einen Platz aussuchen und später anmelden könne. Wir machten uns zu Fuß auf und als wir wieder zum Auto kamen, empfing uns ein sehr freundlicher, älterer Herr, der uns im perfekten Deutsch erklärte, dass sein Sohn gegen 16:00 Uhr wieder da sei und wir uns dann Anmelden könnten.
Ganz nebenbei erfuhren wir dann noch, dass das Frühjahr eins der kältesten seit mehr als 30 Jahren gewesen sei und das es überall noch viel Schnee gäbe und im Winter auch gegeben hat.
Kalt war es immer noch. 5° Ende Mai sind nicht wirklich viel.
Das Sanitärgebäude war etwas ungewöhnlich eingerichtet. Von außen mit einem üppigen Grasdach bewachsen, fügte es sich in den terrassierten Hang ein. Innen waren die Trennwände und Türen aus Holzbrettern hergestellt und die Kleiderhaken waren geschälten Astgabeln. Das erinnerte mehr an eine Sauna, die es auch gab. Alles war aber sehr gepflegt, sauber und gut geheizt.
Unweit des Campingplatzes ragt eine kleine, bewaldete Halbinsel mit einer kiesigen Landzunge in den Strynsee. Hier konnten sich die Hunde ein wenig austoben.
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Tag 10 Geirangerfjord
Durch Fjordnorwegen zu fahren ohne den Geirangerfjord, der seit 2005 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört, gesehen zu haben – zumindest wenn man das erste Mal durch Norwegen reist – geht natürlich nicht. Auch wir wollten uns diesen Fjord ansehen.
Da keine Straßen am Fjord entlang führen und wir uns nicht nur auf den Ort Geiranger beschränken wollten, blieb nur die Fahrt mit der Fähre von Hellesylt nach Geiranger. Zumal die Sehenswürdigkeiten, die den Geirangerfjord ausmachen, die Wasserfälle: „Die Sieben Schwestern“, „Freier“ und „Brautschleier“ und auch die teils schon seit Jahrzehnten verlassenen, als kulturhistorische Stätten jedoch restaurierten, Höfe an den steilen Hängen, nur vom Wasser aus zu bestaunen sind.
Etwas über eine Stunde dauert die Minikreuzfahrt, die mit 710,- NOK (~ 77,- €), für zwei Personen und Auto, zwar nicht unbedingt ein Schnäppchen darstellt, aber dennoch ihr Geld wert ist. Die Attraktionen werden in drei Sprachen (N, ENG, D) ausführlich erläutert.
Es hätte nur etwas wärmer sein dürfen. Mit nur 5°, und das an einem 1. Juni, war es an Deck schon nach wenigen Minuten ziemlich ungemütlich.
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Zwischen Strynvatn und Hellesylt |
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Geirangerfjord | | Freier | | Sieben Schwestern |
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Geiranger |
Der Ort Geiranger selber gibt nicht so viel her. Er lebt vom Tourismus. Dementsprechend viele Souvenirläden gibt es. Nach einer kleinen Runde mit den Hunden und einem Kaffee, machten wir uns wieder auf.
Geplant war von Geiranger aus die Rv63 zum Aussichtspunkt Dalsnibba zu fahren. Von dort dann über die Rv15 bis zum Abzweig der Rv258 in Grotli. Hier beginnt eine weitere norwegische Landschaftsroute, der Gamle Strynefjellsvegen. Die über 100 Jahre alte Straße steht unter Denkmalschutz und soll alleine schon sehenswert sein.
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Geiranger von oben | | .. |
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Tagestour: Strynsvatn - Hellesylt - Geiranger - Strynsvatn 157 km |
Aber schon auf dem Weg zum Dalsnibba-Pass ließ die Sicht stark nach und die Schneehöhe nahm zu. Ein Aussichtspunkt macht ohne Aussicht nicht viel Sinn. Wir verzichteten folglich darauf hinaufzufahren.
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Leider war auch eine Fahrt über die alte Strynefjellstraße, wegen der immer noch bestehenden Wintersperre, nicht möglich. Bis Grotli war die Rv15, trotz der Schneemengen entlang der Straße, gut und mit Tempo 90 auch ungewöhnliche flott, für norwegische Verhältnisse, zu befahren. Nach dem Abzweig auf die Touristenroute war jedoch nach wenigen 100 m Schluss. Eine Schranke, ein Hinweisschild und eine ungeräumte Straße ließen eine Weiterfahrt nicht zu. Wir kehrten um und fuhren über die Rv15 direkt zurück zum Campingplatz. |
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Rv15 |
Tag 11 Briksdalsbreen
Für den elften Tag unserer Reise hatten wir uns eine Wanderung zum Briksdalsbreen, ein westlicher Nebenarm des größten Festlandsgletschers in Europa, dem Jostedalsbreen, vorgenommen.
Es war noch trocken, wenn auch schon stark bewölkt, als wir losfuhren.
Ab Stryn ging es über die Rv60 bis Olden um den Innvikfjord, der östlichste Teil des Nordfjordes, herum und folgten dort der Wegweisung zum Briksdalsbreen. Am Ende der Straße stellten wir den Wagen auf dem unteren Parkplatz ab, holten die Hunde heraus und machten uns auf zu dem ca. einstündigen Fußmarsch bis zum Gletscher.
Es begann leicht zu regnen.
Ungefähr auf halber Strecke überquert eine Brücke den Kleivafossen, dessen Gischt wir uns auf Grund des Windes kaum entziehen konnten. Der Regen hatte zwischenzeitlich auch deutlich zugenommen.
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Kleivafossen |
Knapp oberhalb des Kleivafossens machten wir in einer Hütte erstmal Rast und warteten den ersten kräftigen Regenguss, der mittlerweile auf uns und die Hunde niederprasselte, ab. Spätestens hier wäre es eine Überlegung wert gewesen, die Wanderung abzubrechen. Aber so kurz vor dem Ziel …
Als der Regen, vermeintlich, etwas nachließ, gingen wir weiter und erreichten, inzwischen schon halb durchgenässt, den Gletscher. |
Der Rückweg war nicht wirklich angenehm. Der Regen und auch der Wind wurden immer stärker. Bei etwas um die 3° ist eine regendurchweichte Jeans nicht sehr erbauend. Auch ein erneutes Unterstellen in der Hütte half nicht weiter. Zum einen ließ der Regen nicht nach und zum anderen wurde es durch das Stehen und Warten umso kälter.
Irgendwann erreichten wir dann das Auto, verfrachteten die triefenden Hunde in den Kofferraum, zogen die tropfenden Jacken aus und ließen uns auf der Rückfahrt zum Campingplatz, dank der Sitzheizung, wieder etwas aufwärmen.
Den Nachmittag verbrachten wir im wohltemperierten Wohnwagen. Es blieb bis zum frühen Abend auch bei dem Sauwetter. Erst gegen 19:00 Uhr zog der Himmel auf und wir hatten strahlenden Sonnenschein.
6. Etappe: Sogndal, Borgond und Flåm
Tag 12 Sogndal
Strynsvatn - Kjørnes 152 km
Am nächsten Morgen zog es uns weiter. Kurz vor 09:00 Uhr brachen wir zu unserem nächsten Etappenziel auf. Die Strecke war mit nur 154 km relativ kurz.
Beim Wetter gab es nichts Neues. Wechselhaft und nur mäßige 2° - 7° während der Fahrt.
Ab Stryn nutzten wir die Rv60 bis Byrkjelo, wechselten hier auf die E39 und bogen in Skei auf die Rv5 Richtung Sogndal ab. Die Rv60 ist, obwohl sie in den Karten als Hauptstraße dargestellt wird, stellenweise sehr eng und daher nur bedingt Gespann tauglich.
Nach etwas über zweieinhalb Stunden hatten wir um 11:30 Uhr schon unser Ziel, den Kjørnes Camping & Fjordhytter, erreicht. Nachmittags machten wir uns noch Richtung Sognefjellet auf, bzw. versuchten es. Aber auch diese nationale Touristenroute, die wir befahren wollten, hatte noch Wintersperre. In Gaupne drehten wir um und beschränkten uns auf einen kleinen Bummel durch Sogndal. |
Kjørnes Camping & Fjordhytter
Der Campingplatz Kjørnes hat eine wunderbare Lage direkt am Fjord. Die 100 Stellplätze verteilen sich auf mehrere Terassen. Durch die Lage Sogndals am Schnittpinkt zweier Hauptstraßen, der Rv5 und der Rv55, wird der Campingplatz auch von vielen Durchreisenden nur für eine Nacht genutzt. Tagsüber war er verhältnismäßig leer und füllte sich erst gegen Abend wieder.
Nach der Anmeldung suchten wir uns einen Platz und entschieden uns für einen in der Nähe des Sanitärgebäudes und relativ nah am Wasser. Der Campingplatz machte einen sehr gepflegten Eindruck und war - auch in der Nachbetrachtung - sicherlich der schönste Platz unserer Norwegen-Rundreise.
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Sanitärgebäude | | .. |
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.. | | Campingplatz Kjørnes | | ... |
Tag 13, Borgund, Stegastein und Flåm
Stabkirche Borgund
Nach einem Spaziergang mit den Hunden brachen wir über die Rv5 Richtung Kaupanger und weiter durch den fast 3 km langen Amla-Tunnel zum Fähranleger Mannheller auf. 10 Minuten dauert die Überfahrt des Sognefjordes nach Fodnes. Nach 1,7 km ging es dann durch den knapp 7 km langen Fodnes-Tunnel nach Lærdalsøyri.
Kurz vor dem Ortseingang wies dann ein Schild darauf hin, dass die Touristenroute Aurlandfjellet, die wir eigentlich befahren wollten, immer noch Wintersperre hat. Daraufhin änderten wir, mehr oder weniger notgedrungen, die Reihenfolge der zu besichtigenden Sehenswürdigkeiten.
Zuerst die Stabkirche Borgund. Über die Rv5 und der E16, entlang des Flusses Lærdalselva, wechselten wir vor dem Selta-Tunnel auf die `alte´ Straße. Die schmale Rv630 folgt weiter dem engen Tal. Es ging vorbei an verlassenen Höfen, die gut sichtbar auf der gegenüberliegenden Flussseite in den Hang gebaut worden sind, und durch einfache, dunkle Tunnel.
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Die Kirche liegt direkt an der Rv630 unweit des westlichen Tunnelportals des Borgund-Tunnels durch den die E16 seit 2004 geführt wird.
Schräg gegenüber der Kirche ist das Besucherzentrum, wo man auch die Eintrittskarten zur Besichtigung erhält. Ebenso Broschüren und Flyer zur Geschichte der Stabkirche, die zu den ältesten Holzgebäuden Europas gehört, sind hierin mehreren Sprachen zu bekommen.
Auf dem Rückweg bis zum Lærdalstunnel nutzten wir wieder die historische Straße und machten noch einige Bilder von einer alten Steinbrücke, die wohl seit 1863 die Lærdalselve überquert.
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Alte Brücke 61°02'46.0''N 7°46'46.4''E |
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Stegastein
Weil die Touristenroute Aurlandsfjellet, auch Snøvegen genannt - auf der Straße können auch bis in den Sommer hinein große Schneemengen (Passhöhe 1309 m.ü.NN) liegen bleiben - wegen der noch bestehenden Wintersperre nicht zu nutzen war , blieb nur der über 24 km lange Lærdalstunnel, um von der anderen Seite her ein Teil des Aurlandsvegen zu befahren.
Tunneldurchfahrten, insbesondere in Norwegen, sind eigentlich nicht sonderlich erwähnenswert, da sie in der Regel dem Auge wenig Abwechslung bieten und man auch zu oft durch unterschiedliche lange Röhren fährt. Es geht vorne rein und hinten wieder raus. Die Notwendigkeit einer vernünftigen Verkehrsführung in einer schwierigen Topographie bestimmen ihr sein und die örtlichen Gegebenheiten ihr nötige Länge.
Die Besonderheiten des Lærdalstunnels ist zum einen seine Länge. Mit 25,51 km ist er der längste Straßentunnel der Welt. Und zum anderen die farbige Beleuchtung in den drei in den Berg geschlagenen Hallen. Drei Aufweitungen die als Halteplätze genutzt werden können.
Ca. 19 Minuten dauert die Durchfahrt bei der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.
Am Kreisverkehr nach der Tunneldurchfahrt bogen wir Richtung Aurlandsvangen ab und folgten dort den Hinweisen `Aurlandsvegen´. Bis zum Aussichtspunkt Stegastein ist die Zufahrt das ganze Jahr über möglich. Über einige Spitzkehren windet sich die sehr schmale, in großen Teilen nur einspurige Fv243 steil, bis zum Parkplatz auf 640 m ü. NN, den Berg hinauf. Der Aussichtspunkt Stegastein mit seiner 30 m langen Rampe, wurde im Juni 2006 eröffnet. Von hier hat man einen großartigen Panoramablick auf die Ortschaft Aurlandvangen und den Aurlandsfjord.
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.. | | Aussichtspunkt Stegastein | | .. | | .. |
Wir fuhren noch Stück die Touristenroute Aurlandfjellet hinauf. Zumindest bis zur Sperrung wollten wir uns die Strecke anschauen. Sukzessive wuchs die Schneehöhe rechts und links des Snøvegens. Und nach wenigen Kilometern war dann Schluss. Ein Schild und eine quer über die Straße gespannte Kette markierten den Beginn der Straßensperre.
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Flåm
Es ging über den gleichen Weg zurück bis zur E16 und von da weiter nach Flåm. Ein Abstecher an das Ende des Aurlandfjordes stand noch auf dem Tagesprogramm.
Gegen 14:30 Uhr machten wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz und fuhren ein zweites Mal durch den Lærdalstunnel.
Tag 14 Ruhetag
Den ersten halbwegs warmen und sonnigen Tag nutzten wir um einfach mal nichts zu unternehmen. Ein bisschen Einkaufen in Sogndal, den Wohnwagen etwas gründlicher reinigen, mit den Hunden wandern und das war es dann auch schon mit dem `Pflichtprogramm´.
Ansonsten genossen wir die wärmenden Sonnenstrahlen und verbrachten den Tag mit E-Book und Kaffee auf den Liegestühlen vor dem Wohnwagen.
Den Hunden dürfte es auch ganz recht gewesen sein den Tag mehr oder weniger nur dösend auf dem Rasen der Parzelle verbringen zu können und nicht schon wieder von A nach B gekarrt zu werden.
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Lea und Filou | | Camping Kjørnes |
Norwegen Teil 3